Außer-uns-Tag

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Gestern war der Kleene außer-sich und wir anderen dadurch außer-uns (außer-sich-sein… 1). Erklärungsversuche: 1. Was ging dem Ausbruchstag voraus? Evtl. seit Tagen unbewusstes Aufnehmen meines Sorge-Stress-Pegels (2); 2. Eine-Woche-Kranksein von K.: J. war auch bekümmert und äußerst rücksichtsvoll, jetzt schien er von Ks Schwäche genervt („Du darfst den (Schlafanzug) nicht mehr anhaben!“), konnte seine Energie nicht mehr zügeln; 3. Hitzestau nach dem Sonntagsbad am warmen Ofen; 4. Kränkung, weil K. nicht ernsthaft mit ihm spielt, er spürt ihren Widerwillen; 5. Kompletter Total-Ausraster, weil sein Wille nicht erfüllt wird: schreit und brüllt wie gestochen, läßt sich nicht beruhigen. Mir platzt der Kragen! Ich ertrage ihn nicht! Hätte ich als Kind von meiner Mutter Haue gekriegt – geschah nie! -, hätte ich mich vergessen… (sich vergessen…)!

T. tut das einzig Wahre: Laufen in der Natur. J. „bringt sich in Sicherheit“ und geht auch kurz raus. Ich hingegen bringe Unmengen von Kraft auf, um mich nicht zu ritzen. Reiße mich zusammen (sich-zusammen-reißen…). Im Kopf geht’s weiter… Fluche: „So ein verdammter Schwachsinn!!! Dieser ganze Buddhismus- und Selbstmitgefühl-Scheiß!!! Alles-nur-im-Geist-Kack!!!“ Ablenkungs-Weg-Sortiererei. T. kehrt zurück und rät mir, rauszugehen. Ich kann mich kaum auf den Beinen halten, kralle meine Hand in den Nacken. Stürze raus, maskenhaft, an Fäden zusammengehalten, schlitze mir im Kopf mit einer Klaue den Arm auf, blicke auf den Boden, nach spitzen Steinen Ausschau haltend, stolpere weiter, Angst, jemandem zu begegnen, System beruhigt sich nicht… Zu Hause ist alles friedlich – Teatime, too late – ich bin’s nicht. J.: „Ich wollte Dich nicht so annerven. Ich hab‘ dich doch getröstet.“ Könnte alles wieder gut sein, doch ich kann nicht aus meiner Haut. Ziehe mich nach oben zurück, kratze mir den Ellbogen wund, kralle mir die Nägel in die Schulter. Raube T. seine durch den Lauf mühsam zurückgewonnene Erholung. T. und J. verlassen das Haus. Ich reiße mich wieder zusammen – im Bad kurzer Blick zur Schere -, Ablenkungs-Aus-Räumerei. Mache Musik an. Antony and the Johnsons singt traurig-theatralisch: mein System beruhigt sich! Endlich! T. und J. kehren zurück und ich auch. J. ist eigentlich „gezähmt“, wird aber noch einmal wild, zerstört Ks Spiel, hält sich die Ohren zu und stößt zwei schrille Oskar-Schreie aus. K. und ich müssen kurz weinen. K. geht’s wieder schlechter. Beim Abendessen versuchen T. und ich J. wie den kleinen Kater Findus aus dem Kinderbuch zu nehmen: Hibbel-Sabbel-Hin-und-Her-Rumpelei… Am Abend fällt uns beiden die Systemberuhigung schwer. Finden aber eine Lösung.

Zum Titel: Der Tag fand statt, aber ohne uns...

1: Ich will kein In-Mich mehr sein. Titel eines Buches, geschrieben von einem Autisten.

2: Freitag-Stress-Zusammenfassung: Morgens-vor-Frühstück-Losgerase; Fast-Radunfall mit Vollbremsung; verzweifelte Toastsuche; Tütenriss; Fast-Hundebiss; Kindergartenwahrnehmungswahn; Gleichzeitigkeitsüberforderung; Mittagshetzeresteessen; Fast-Leer-Tank-Fahrt auf den letzten Drücker; 4 Std. MSC-Kurs (statt Selbstfürsorge, Sorge um kranke K.); Hin-und-her-Zurückgerase; Treckerstau und Tankdeckel-Null-Check; Fade Spagetthi-Klappe-die-100te; Essensstörungen und Nullgenuss uuuuund Schluss! (+ Nacht-Störung-Fußbodenschlaf).