O Kentridge

Ein paar seltene, kostbare Stunden allein mit T. in F am 28.7.
Kentridge bespielt das Liebieghaus (1).

Notizen zu und Zitate aus:

William Kentridge – Südafrika, die Revolution und die Kunst„, Dokumentation von Nicola Graef, D 2018:

„Seine Arbeit basiert auf keinem festen Konzept, sondern der Weg ist das Ziel… stets auf der Suche nach dem wilden Denken… bespielt alle Genres…“

W.K.: Ich weiß vorher nie, was ich möchte. Ich verlasse mich auf das, was aus aufregendem Denken entsteht und auf die Überraschung.

Prozessuales Arbeiten, immer wieder zerstören, neu nachdenken… Meister der intuitiven Assoziation, übersetzt seine Gedanken unmittelbar in Bilder… Zeichnen wie Denken… Atelier = Labor.“

W.K.: Wieviel Unsinn können wir machen und wie können wir die Welt verstehen?

Ich habe eine Verantwortung für das Privileg, Künstler sein zu können und dann muss man das sehr ernst angehen und sich sein Recht verdienen so zu leben. Künstler zu sein und an den Rändern der Gesellschaft zu agieren und diese komischen Sachen zu machen, die wir als Kunst verstehen.

Ein Werk wird schwächer, wenn man zu lange daran arbeitet. Jemand sollte immer mit einem Hammer hinter einem Künstler stehen und ihm dann auf den Kopf schlagen, wenn das Werk fertig ist.

„Aus dem Erleben der Apartheid: Verantwortung für Gesellschaft: permanentes Arbeiten… Schatten= Thema… Paradoxie des Lebens… Skepsis gegenüber Eindimensionalität des Denkens, die ihn antreibt… verarbeitet auf künstlerische Weise menschliche Erfahrungen“

„Ursonate“ von Kurt Schwitters…gegen festgefahrene Denkmuster… Absurdität des Lebens greifbar machen = Ziel der Dadaisten.“ W.K.: Schwitters „Ursonate“ macht uns bewusst, dass Sprache nicht immer automatisch mit der Welt verbunden ist. Sie zeigt uns die Brüche, die darin liegen, was gesagt wurde und was nicht gesagt wurde oder etwas anderes bedeutet. Sprache sagt etwas über die Geschichte des Gesagten aus und was wir über vermeintliche Objektivität denken…

„The Center for the less good idea“ (in Johannesburg)

W.K.: Es geht im Endeffekt nicht um eine endgültige Bedeutung, sondern um die Aufregung, die man als Macher und als Beobachter erlebt… Es gibt eine Energie und das Vertrauen, wozu Menschen in der Lage sind…

„Ist Bedeutung eine Illusion? Der Betrachter muss durch seine eigenen Gedanken zur Erkenntnis gelangen… Bedeutung = immer Konstruktion des Betrachters.“ (Anm. meinerseits: alter Hut!)

W.K.: Es gibt keine Eindeutigkeit, weder in der Kunst, noch im Leben.

Ich akzeptiere, dass wir in all diese Fragmente zerteilt sind und Tag für Tag versuchen, uns neu zusammenzusetzen und eine Einheit darzustellen.

1: vgl.: https://tilmankoeneke.de/donnerstags-3er-signal-vs-rauschen-extreme-koerper-entscheidung-gefallen/