Hirnarbeit

Kleine Magnettafel, die mir meine Freundin M. aus OL (verbunden seit unserem 11. Lebensjahr) beim alljährlichen Osterfeuer in Ostfriesland schenkte.

Nach triumphaler Geneseung und einer Dankeshymne an mein Gehirn (s.u.), erlitt ich gestern Nacht einen kleinen Rückschlag. Zu früh angestrengt, zu viel gefroren, zu schlecht geschlafen, Halsweh back. Das Hirn vermag eben nicht alles…

Statt darüber zu lamentieren, folgt der Text, den ich gestern im Anschluss an die Artikelveröffentlichung im Skizzenbuch verfasste:

27.4.

Hui, da liegen stürmische Zeiten hinter mir…, wo beginn‘ ich, wo end‘ ich? Bisher habe ich diese nicht ausführlich dokumentiert, sondern z.T. angedeutet (in Bild und Titel z.B.)- eine Form, die durchaus legitim ist, es muss ja nicht alles verstehbar sein (wie bereits schon mal gesagt)! Für mich ist diese Form der Selbstreflexion jedoch vonnöten (ebenfalls bereits zuvor und mehrfach erwähnt, wird auch voraussichtlich auch noch mehrfach erwähnt werden…), um alte Muster durchschauen und ablegen zu können, und ich finde mich ganz schön tapfer (1).

Nachdem ich 2 1/2 Tage krank war (meine Symptome beschränkten sich auf Halsschmerzen, Appetitlosigkeit und absolute Kraftlosigkeit), viel geschlafen habe, nach dem Aufstehen gestern zwar keine Halsschmerzen hatte, mich aber das Trinken einer Tasse Tee im Sitzen bereits so anstrengte, dass ich mich sofort wieder hinlegen musste, sagte ich zu mir: „Ich will das nicht! Ich will mich lebendig fühlen!“ Ich raffte mich auf, duschte und zog mich hübsch an (inklusive Schal, Kette und Glitzerohrring). Ich fühlte mich wieder kräftiger! Dies war ein enormer Unterschied zu mir bekannten Zuständen bzw. Zustandsveränderungen! So war mir diese absolute Bewegungsunfähigkeit meines Körpers bzw. die enorme Kraftanstrengung, die jede geringste Bewegung benötigte (bei keinerlei Infektsymptomen, und in diesem Fall bei lediglich geringen), durchaus und nur zu gut bekannt. In meinem bisherigen Mercutiodasein hatte ich jedoch erneut unfassbar viel Kraft aufgewandt, um wieder zu funktionieren (In der Kunsttherapie der Klinik fertigte ich ein collagenartiges Bild an, das mich und J. auf dem Boden liegend zeigt – ich bewegungsunfähig, er als Kleinkind auf und neben mir aus Holzklötzen einen Turm bauend. Damals kam dieses wunderbare Tun Js nicht bei mir an, heute berührt es mich stark! – LEBENDIGKEIT – darum geht es, nicht mehr um’s Funktionieren! – Damals verpasste ich mir selbst zwei Ohrfeigen, um mich nach gefühlt 1 Stunde aus meiner Erstarrung zu lösen und im Außen wieder funktionieren zu können. Ich musste in unserem Wohnprojekt an einer Gemeinschaftsaktion teilnehmen und präsentierte mich mit fröhlicher Miene).

Das ist auch ein oder besser gesagt der Grund, warum ich diese(s/n) Blog mache: SICHTBAR machen, wahrhaftig sein, gesehen und erkannt werden (ein menschliches Grundbedürfnis), Mut machen, Trost spenden (2)…

In meinem Hirn beginnt gerade das „Verweisechaos“ – für heute soll es reichen…

Abschließend möchte ich jedoch aktuell meinem Hirn danken,

dass es die Selbstheilung aktiviert und die Schwäche und Müdigkeit aus dem Körper vertrieben hat;

dass es nicht zuließ, das „Außen“ und seine fehlende Achtsamkeit zum Auslöser für Ritzereien werden zu lassen (ließ, lassen – Tautologie again), wollte ich mir doch gestern in einem kurzen Anfall nach gestörter Ruhe einen Anker in den Unterarm ritzen, sagte mir aber, dass dies mit bald 44 nicht wirklich cool sei -, ich spare lieber auf ein Tattoo;

dass mein Hirn den Filter, der gestern beim Betrachten eines Filmes fehlte (3), – ich war überfordert von den vielen Dingen, die sich in den Filmwohnungen befanden (eieiei…) – heute wieder eingesetzt hat (wenn auch einen schwachen);

dass mein Hirn es schaffte, das gruselige Fratzen-Gerausche, das sich beim Einschlafen meiner bemächtigte (als Nachhall der Erschöpfung?) und mich extrem beunruhigte, im und durch den Schlaf zu vertreiben.

DANKE HIRN!

Heute Morgen um 6.00 weckte uns der Kleine, indem er nach durchgeschlafener Nacht die Treppe hochgestiebelt kam, T. mit einem zärtlichen „Papa!“ freudig umarmte und stolz verkündete, dass er „wieder ganz alleine gelüftet“ habe.

LEBENDIGKEIT!

1: vgl. gestriger Artikel.

2: vgl. Interview Schriftsteller Barnes/ McEwan, Schnippseleien 23.2. 

3: vgl. Saisonaler Schiefstand 8.3.