Rückblick, Augenblick, Ausblick

 

Es gibt kein Zurück! Ausstellung findet statt! Ich schrieb meiner Freundin S. in HH vor ein paar Tagen eine SMS mit den Worten: "Zur Eröffnung musst Du nicht kommen, ich gehe auch nicht hin!" Haha! 
Meine Freundin A. mailte: "Deine Ausstellung wird sein wie ein Kind, einfach in die Welt gesetzt und ihre Spuren hinterlassen."

Lose Enden bündeln (Ausspruch einer HSP-Frau)… Das ist mein Auftrag: im Großen und im Kleinen. Ich erinnere mich an eine Deutsch-Klausur, die aus zwei Wahlaufgaben bestand: die erste zu Goethes „Faust II“, die zweite zu Ilse Aichingers „Spiegelgeschichte“. Den „Faust“ hatten wir zuvor durchgenommen und ich hatte mich intensiv vorbereitet, mein Kopf schwirrte. Aichingers Text war mir unbekannt, mein Kopf leer. Nach einer kurzen Phase der Überforderung und Verzweiflung entschied ich mich für die „Spiegelgeschichte“, schrieb klar und fokussiert meine bisher beste Deutschklausur.

Lose Enden zu bündeln ist eine Aufgabe des Gehirns und es ist ungeheuerlich, wie sehr das Hirn bestimmt (- wieviele Artikel meines Blogs sich mit dem Hirn und seinen Blüten beschäftigen…). J. hat dies in seinem zarten Alter von fünf Jahren auch bereits erfasst. So spricht er’s manchmal vor dem Einschlafen direkt an: „Gehirn, schlaf‘ jetzt!“ Oder er entschuldigt „wildes“ Verhalten mit: „Da hatt‘ ich ein andres Gehirn!“

Ich bin aus einem Mittagsschlaf erwacht, den mein Hirn, mein Körper, meine Seele dringend brauchte. Es ging mir nicht gut – länger schon. Wenn ich sage „Es geht mir nicht gut!“ oder „Ich kann nicht mehr!“, dann ist’s wahrlich so und meistens schon zu spät. Hatte es schwer mit mir, mit spiegelndem Söhnchen J., mit der anstehenden Ausstellung, mit vielem… Was ich jedoch nun eigentlich sagen wollte, ist, dass ich, aus dem Schlaf erwachend, die Idee für mein Ausstellungskonzept hatte! Dass Bild- und Textleib getrennt gehängt werden, war bereits klar – kachelgroße Fotoabzüge der Zeichnungen an der Kachelwand, Auszüge der Texte an der weißen Wand. T. zuvor: „So schonungslos wie dein Blog muss auch deine Ausstellung sein. Radikal. The medium is the message.“ Komplette Überforderung also – story of my life. Da ich aber eine gewisse Fürsorgepflicht den Ausstellungsbesuchern gegenüber habe – so mein Bruder -, was ich bisher anders sah – in Bezug auf das, was Kunst für mich sein soll sowieso: auf irgendeine Art und Weise „erschütternd“ und „in-Gang-setzend“ (differenzbildend, wunschmaschinenproduzierend usw.usw.) und in Bezug auf mein(en) Blog und die Ausstellung ebenso; sind sie ja eine Zustandsbeschreibung meines depressiv-hochsensiblen Seins, daher die überflutende Form, die mit dem Inhalt konform geht. Da ich ich jedoch im wahren Leben endlich (!) eine neue Phase eingeleitet habe, nämlich die der Zustandsveränderungen (Beispiel Skillstraining – super Sache!), werde ich die Texte für mein Ausstellungskonzept „verlinken“ (SuperSache auch das!), d.h. verschiedene Artikel unter bestimmten Begriffen bündeln, wie z.B. „Hirn“, um die Überforderung, die mich und die BetrachterInnen womöglich befällt, im Zaum zu halten.

Zügeln muss ich mich ständig! Kostet enorm viel Kraft und ich bin sehr erschöpft. Mache jedoch brav meine Hausaufgaben für mein wöchentliches Skillstraining (Dialektisch Behaviorale Therapie nach Marsha M. Linean). Die Übungen stärken den positiven Blick auf sich selbst, dienen zur Verbesserung des alltäglichen Lebens, halten dazu an, gute Lösungen zu finden, nicht, Dinge auszuhalten bzw. in Abwärtsspiralen zu geraten. Sehr anstrengend!! Wahrscheinlich, weil es Zeit und Kraft braucht, um alte Gedankenmuster (da ist’s wieder: alles eine Sache des Hirns!) abzulösen! Oh ja, so wahr! Durch das wöchentliche, konkrete Training erhoffe ich mir jedoch eine langfristige Besserung (Heilung?).