Fotografie vom Himmelfahrtstag, 10.5.18. Das Sonnenlicht brach sich in den blauen und grünen Glasgefäßen vor dem Fenster und warf dieses Bild auf das weiße Papier an der Wand.
Den letzten Artikel Alles ein Zeichen veröffentlichte ich vor 20 Tagen… Eigentlich tat ich’s vor seiner Vollendung… Eigentlich deuteten mehrere Zeichen auf den endgültigen Abschluss meines Blogs hin… Andere Zeichen verwiesen auf Veränderungen in und außerhalb von mir… Ein Zettelsurium liegt vor mir. Hochs und Tiefs liegen hinter mir. Wo beginne ich? Zunächst: Ich brauche ihn, den Blog. (Ich brauche es, das Blog. Whatever!) Er/es bringt ORDNUNG und STRUKTUR. Das Schreiben fehlt mir. Das Zeichnen ist z.Zt nicht verfügbar. So what! Ich beginne nun:
Montag, 7.5.: Notizen aus dem Büchlein, in dem ich brillante sprachliche Äußerungen von J. und K. sammle. An diesem Tag notierte ich ausnahmsweise auch etwas von mir: Heute war morgens schon die Sonne warm (seit Tagen) und ich fühlte innerlich eine Veränderung! LEBEN GUT! Bewusste Wahrnehmung vom beginnenden Grün! Farn entrollte sich von einem Tag auf den anderen, Löwenzahnwiese erblühte plötzlich…
(Anm.: In den Jahren zuvor nahm ich das Erblühen der Natur eher wie unter einer Glasglocke (vgl. auch 23.1.17) wahr, denn „der schwarze Hund“ kommt unabhängig vom Wetter und von der Jahreszeit. Ihm ist es egal, ob die Sonne scheint (1). Jetzt spürte ich jedoch seit gefühlten Jahren zum ersten Mal mit dem beginnenden Frühling auch eine positive Wandlung in mir! Zudem hatte ich keine Angst mehr vor der wärmeren Jahreszeit, in der es draußen im Dorf zu mehr Begegnungen kommt (mercutiomäßig sich verausgabende sind’s nicht mehr) oder in der aus für mich dringend notwendig offenen Türen und Fenstern (d.h., dass ich die frische Luft brauche, jedoch nicht: „Tür und Tor sind offen, kommt alle herbei!“) zeitweise Js Gebrüll oder meine „Schizostimme“ tönt).
Ich wollte heute gar nicht aufhören zu meditieren. Lauschte den Vögeln, achtete nur auf die Geräusche und meinen Atem. Es ist alles gut so! Auch Js Erkenntnis über den Tod – ganz ruhig und akzeptiert (Anm.: dass er unausweichlich ist), nicht wie zuvor mit Weinen und Angst (Anm.: J. stellt mit seinen fünf Jahren sehr häufig vor dem Einschlafen Fragen über den Tod bzw. sagt „Ich will nicht sterben!“).
Mittwoch, 9.5.: Teile meine positive, sich immer mehr verfestigende, innere Änderung T. mit. Es berührt mich sehr, ich muss weinen, ich halte Ts Hand. Auch im Außenraum schaffe ich Klarheit und strukturiere und sortiere das Chaos neben meinem Arbeitsplatz. Klare Erkenntnis: „Ein verdammtes Ding nach dem anderen!“ (vgl. 29.8.16)
So ist das Leben, ein ständiges Tun, aber eines nach dem anderen, ameisengleich (2).
Meine innere Einstellung hat sich gewandelt. In mir hat sich vollzogen, was Ns Somatic-Experience (in diversen Artikeln zuvor erwähnt) Arbeit ausmacht: ERLEBEN – BEWUSST WERDEN – ERKENNEN – VERSTEHEN – VERÄNDERN. Dies ist ein Kreislauf, der sich im Leben immer wieder auf unterschiedlichen Ebenen vollzieht.
Aktuelles Thema des Skillstrainings sind die Furchen im Gehirn, die sich aufgrund von Erfahrungen und Einstellungen gebildet haben und die es durch konsequentes Training neu zu „graben und bepflanzen“ gilt. Bin dabei!
Bin sehr berührt, als ich mit J. eine Radfahrt auf dem Tandem durch den Wald unternehme und er mich im dunklen Grün des Waldes auf einen Rehbock aufmerksam macht. Eine stille, beglückende Begegnung. Aus heiterem Himmel durchströmt es mich im Laufe des Tages erneut. Ich bin berührt, weil ich lebendig bin!
Tage zuvor lasse ich die anliegende Hausarbeit sausen (es ist Sonntag!) und erfülle dafür den Wunsch meiner Tochter nach einem kleinen Waldspaziergang, der uns beide beglückt. Am Abend zuvor war ich Teil einer Runde am Lagerfeuer, ohne viel reden zu müssen, wurde dafür mit dem Besuch zweier Fledermäuse, die über meinen Kopf schwirrten, belohnt – gehören sie doch mit Kellerasseln (!) zu meinen Lieblingstieren.
Donnerstag, 10.5., Himmelfahrt: Euphorie am Morgen, ob des inneren Wandels, Verdunklung (des Himmels, meines Gemütes) im Laufe des Tages – ein (echtes) Gewitter folgt. Auslöser für innere Verdunklung (3) war ein unbedacht vollzogener Grünschnitt, der symbolische Bedeutung für mich besaß. Übertrieben vielleicht, gefühlsmäßig erschütternd: Frisches Erblühen der kostbaren Natur, meine gerade neu entdeckte Lebendigkeit… Hinzukommend – banal vielleicht, bedeutsam für mich: Latenter Stress über den ganzen Tag verteilt, aufgrund eines anstehenden Abendtermins ( – der sehr positiv verlief, was mir zuvor zwar klar war, dennoch…).
Sonntag, 13.5., Muttertag: Erkenntnis: Enttäuschte Erwartungen, also besser keine haben. Kopfweh am Morgen, Kantsches Frühstücksgespräch mit K., 10: „Jeder soll sich entscheiden….“, Bewölkung (des Himmels, meines Gemütes), Gewein, Aufregung am Abend.
Montag, 14.5.: Stress am Morgen, erneut enttäuschte Erwartungen, Gewein (Anm.: Es existiert ein rührendes Halb-Portrait auf meinem Handy von mir, welches T. anfertigte, auf dem meine Wimperntusche als schwarzes Rinnsal meine Wange herabläuft, mein Auge leicht verrückt blitzt, weil ich aufgrund meines jämmerlichen Anblicks lachen muss; im Hintergrund die abwehrende Geste Neo Rauchs auf dem Druck seines Bildes Ungeheuer).
Das „Ungeheuer“ galt es wahrlich abzuwehren, fühlte ich mich unerkannt, zurückgewiesen. Verkrieche mich in einer Zimmerecke unter der Dachschräge, mache mich klein (bin es vermutlich auch!), yogische Kindhaltung zur Beruhigung – hilft nicht. Zum ersten Mal seit langer Zeit überfallen mich alte Ritzgedanken. Lähmung folgt. Ich verharre zunächst in der Erstarrung, dann erliege ich dem Impuls, greife nach einer kleinen Vogelfigur mit Drahtkrallen und zeichne die Adern an meinem Arm nach, immer wieder. Der Druck ist nicht stark und die Monotonie des Tuns eher beruhigend.
Alles umsonst – zum Glück, und auch wieder nicht…!
Zum Titel: Ende eines Zitates von mir, in morgendlicher Sprachverirrung T. gegenüber am 22.5. geäußert, in der Absicht, ihn vom Einfüllen der frischen Kaffeebohnen in die Kaffeedose abzuhalten. "Ich will das machen!", sagte ich und wollte ihm im Anschluss zu verstehen geben, dass ich die Tätigkeit aufgrund des Geräusches so gerne selbst ausführe. O.ton siehe oben. 1: "Der alte C." aus unserem Dorf sagte immer zu mir: "Warum bist du nicht glücklich? Schau dich um, du lebst im Paradies!" Ich wußte es, aber fühlte es nicht. 2: Passenderweise wurde im Skillstraining "Beppo, der Straßenkehrer" aus Michael Endes Momo zitiert, der seine einfache, philosophisch anmutende Tätigkeit "Schritt für Schritt" vollzieht. 3: Mein lieber Nachbar A. sieht mich mit finsterer, verbissener Mine draußen im Garten und ruft mir aufmunternd zu: "Frauke, locker lassen!"