„Das Leben ist zuviel“

Zu den Fotos: Art from T. It's me. Nov. 22.

Zum Titel: So sagte ich unlängst zu T. Kaum ausgesprochen, hielt das Leben noch mehr parat...

Es geht hier alles so wunderbar im Stillen. Nichts passiert anscheinend, und anscheinend will auch niemand, dass etwas passiert. Wenn irgendeine Magie im Spiel ist, dann steckt sie irgendwo ganz tief drin, wo ich nicht mit dem Finger drauf zeigen kann, sozusagen (1).

Es war so friedlich aufzuwachen (2).

Dass alles so wunderbar im Stillen geht und nichts passiert, das wünsche ich mir so oft. Nur ist das Leben nicht so. Zuviel ist das Leben. So sehr zuviel in letzter Zeit, dass ich mich am Mittwochabend vor 1 Woche beinahe übergeben hätte. Kotzübel und hundeelend war mir, weil zuviel durchmichdurchgerauscht, zuviel anmichherangekommen war, mich aufgewühlt, mich erschüttert hatte, eine belastende Nachricht aus meinem nahen Umfeld nach der anderen (Weltgeschehen weggedrängt). Jedes Mal dauerte es, bis ich sie aufgenommen hatte, doch dann fuhr sie mir in und durch den Körper. Ich wollt‘ mich nicht sorgen und tat es doch.

Hoffentlich schlafe ich tief und vergesse für eine Weile meinen Kummer. Ich bin müde an Leib und Seele (3).

In meinen Träumen wiederholte sich das Bild fremder, vollgestopfter Wohnungen und Häuser, in die wir eingezogen waren. In einem einzelnen Traum lag auf Js Sofa eine schwarze Schlange…

Sonntag vor 2 Wochen erging es mir so, ich war müde an Leib und Seele. Nerven lagen brach, Stimme kippte wie „früher“, dies erschreckte mich. Ging zeitig zu Bett. Ebenso und anders erging es mir Sonntag vor 1 Woche, an dem am Nachmittag der Hund kam, mich lähmte (5). „Macht ihr euch über mich lustig?“. Rückzug ins Bett und in den Schlaf. Tags darauf am Morgen, bis zum Mittwochmittag („Es ist ja noch kein Todesurteil.“ (S.S., 23.11.)) und am Abend „Die Schlange war da, sie war da…“ (S., 23.11.) häuften sich die Hiobsbotschaften , bis sie mir beinahe die Beine wegsacken ließen. Mitfühlend mit einem anderen Mutterherz schaffte ich es kaum nach Haus, sprach dort mit matter und gleichzeitig schriller Stimme. Dann wurde mir schlecht. „Es ist ja wie ein Schock.“ (T., 23.11.). Ich schlich zu Bett. Die Liebe zu meiner Tochter ließ mich Kraft schöpfen, um am Donnerstagabend ihrer Musikaufführung in der Schule beizuwohnen, mit Schluckbeschwerden („Schon wieder!“) leicht nebenmirstehend, aber alles aufnehmend. Und anstatt letzten Sonntag im Stillen zu sein, wie eigentlich schon seit langem angedacht, am Wochenende immer eine Menschenpause zu machen, besuchte ich aus Liebe zu Schutzi-J. den von ihr initierten Weihnachtsmarkt im Dorf. Bereits am Samstag war ich dort, obwohl ich zu T. gesagt hatte: „Kann nicht eine andere von mir gehen?“ und „Ich bräuchte ein Retreat mit dir.“ Hielt es aber aus, weil ich in Etappen ging und in den Zwischenzeiten still im Dunkeln zu Haus herumsaß.

Und außerdem und vor allem halt ich alles aus der Liebe wegen!

Freilich ist die Welt voller Fährnisse und finsterer Orte, doch noch immer ist viel Schönes lebendig, und wenn auch die Liebe in allen Landen nun mit Leid vermengt ist, wird sie vielleicht deshalb umso größer (4).

1: Sam zu Frodo in Lothlórien, Elbenland. In: J.R.R. Tolkien, Der Herr der Ringe, Bd.1, Die Gefährten, Stuttgart 2015, 4. Auflage, S. 539. Abendlektüre mit J. (beinahe 10).
Bei meiner Archivrecherche im Blog entdeckte ich, dass ich aus Tolkien bereits mehrfach zuvor zitiert hatte, weil er für K. vor 5 Jahren ebenso Abendlektüre gewesen war (vgl. z.B. Bann gebrochen, 8.5.17 und "Schritt für Schritt", 18.5.17).

2: K., 15, morgens am 22.11.

3: Aragorn in: Herr der Ringe, a.a.O., S. 536.

4: ebd., S. 522.

5: vgl. auch Sundayblues, 12.9.16.

Anm.: Meine Recherche im Blogarchiv ergab: 63 Artikel, in denen zuviel vorkommt.