Gewahrsein

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Wo kommt es her, das Geräusch? Kommt es von hier oder von dort? (1)

Morgendliche Erkenntnis beim Laufen im Wald nach J.wegbringung über Gewahrsein. Diese buddhistische Grundhaltung läßt sich auch im Christentum wiederfinden, denke ich. Meine Großeltern und auch Tant‘ Hippen (Tant‘ = plattdeutsche Bezeichnung), eine alte Nachbarin von uns, schienen im Alter, im Sterben durch ihren Gottesglauben im Zustand des absoluten Gewahrsein verhaftet. Das heißt, sie konnten in heilsamen Geisteszuständen verweilen. Von der geheimnisvollen Illusion des Selbst (2) hatten sie sich verabschiedet.

In diesem Zusammenhang ist auch das Telefongespräch zwischen mir und meinem Bruder zu sehen, in dem es sich um das schreibende Ich als kreativem Akt drehte. Während ich zeichne und schreibe, blicke ich auf mich und meine Zustände zurück, fasse diesen Blick in Bilder und Worte. Habe das Gefühl, die jeweiligen Zustände nicht wirklich fassen, die Schwere, die ich empfand, nicht wirklich darstellen zu können. Gleichzeitig erlebe ich jedoch auch den therapeutischen, heilsamen Wert, den diese Metaebene mit sich bringt.

Ich ist ein(e) andere(r) (3).

Zum Titel: buddhistische Grundhaltung, vgl. auch: Jack Kornfield Das weise Herz, München 2008.

1: Liedzeile von Jan und Henry, zwei Erdmännchenhandpuppen, aus: Sandmännchen.

2: Vgl. Kornfield, ebd., S. 93.

3: Vgl. Arthur Rimbaud; Blogartikel vom 23.11.