
Zum Foto: Iommi, Tres Espirales en nu Plane, in: Konstruktive Kunst: Elemente und Prinzipien, Biennale 1969 Nürnberg. Bild-Band aus dem Nachlass meines Vaters. Zum Titel: s.o.
„Schriftsteller, die über das schreiben, was ihnen durch den Kopf geht, sind mir die liebsten, wobei Montaigne unser Schutzpatron ist, denn er tut genau das, und zwar mit der erhabensten Gleichgültigkeit gegenüber der Meinung von Leuten, die behaupten, es interessiere doch niemanden, was einem durch den Kopf geht, und man müsse ziemlich anmaßend und egozentrisch sein, um ausgerechnet das festzuhalten, denn Montaigne glaubt, dass es im Gegeneteil nichts Interessanteres gibt und dass es umso interessanter ist, als er ein ganz normaler Mensch ist – keiner, dessen Memoiren man irgendwelcher Großtaten wegen liest, sondern einer, dessen einzige Besonderheit es ist, ein Mensch zu sein und Einfluss zu haben – und der allein als solcher Zeugnis davon ablegt, was Menschsein heißt. „Es ist ein dornenreiches Unterfangen, einer so irrlichternden Bewegung, wie der unseres Geistes zu folgen, ihm in die verborgensten Winkel nachzudringen und die winzigsten Erscheinungsformen seiner Unruhe auszumachen und aufzuzeichnen. Mehrere Jahre sind es schon, das ich meinen Gedanken nur mich selbst zum Gegenstand gesetzt habe, das ich nichts anderes untersuche und erforsche als mich, und erforsche ich doch etwas anderes, dann nur, um es auf mich anzuwenden… Keine andere Beschreibung kommmt der Selbstbeschreibung an Schwierigkeit, aber auch an Nützlichkeit gleich…“ (1).
1: in: Yoga, Emmanuel Carrere, FfM, Wien und Zürich 2022, S. 75/76. Die Quellenangabe zu dem Zitat von Montaigne fehlt erstaunlicherweise. Vgl. auch Papas Palette.