Weißes Pferd vs Schwarzer Hund

Collage, Kreide und Kohle auf Papier, HH 2005.

Der schwarze Hund von Samstagmorgen wurde am Sonntagmorgen von einem weißen Pferd abgelöst. Einen Druck des obigen Bildes schenkte ich meiner Freundin L. -, von der ich wusste, dass ihr dieses Pferdebild bereits seit Jahren gefiel – am Sonntag nachträglich zum Geburtstag. Als mich ein Frühstücksgast bewundernd darauf ansprach, „ich sei ja eine Malerin!“, wertete ich mich sogleich ab, indem ich betonte, dass „es ja nur eine Collage sei“. Je nun! Aber von mir erschaffen, komponiert und malerisch bearbeitet.

Der schwarze Hund hat vielerlei Gestalt. Am Samstagmorgen überfiel er mich kurz nach dem Aufstehen. Ich, erleichtert darüber, den vorherigen Aus-dem-Ruder-lauf-Tag (1) überstanden zu haben, wurde ungewollt Zeuge eines banalen Geschwisterstreites zwischen K. und J. Dieser eskalierte und wurde von seit langem nicht gehörten Gekreische Js gekrönt. Noch „ungeschützt“ kurz nach dem Erwachen, fühlte ich mich „wie ausgeliefert“. Ein Weinkrampf schüttelte mich, der nicht enden wollte, „Lähmung“ trat ein. Ich versuchte, Maßnahmen zu ergreifen: zog mich nach oben zurück, zog Laufsachen an, blieb aber bewegungsunfähig, weinend auf dem Bett liegen. Zuvor hatte ich einem Ritzimpuls widerstanden, dem ich später im Bad kurz nachgab – der Ritz mit der Nagelschere am Schlüsselbein war am nächsten Tag bereits wieder verblasst. Dafür ließ mein Geist unterdrückte Aggression aufleben und ich malte mir aus, wie es wäre, mir meinen Schlüsselbeinknochen herauszureißen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit gelang es mir, unter enormer Willensanstrengung aufzustehen. Ich zwang mich, mein eigentliches Vorhaben, mit dem Rad einkaufen zu fahren, umzusetzen -, was enorme Kraft kostete, fühlte ich mich doch wie unter einer Glasglocke, roboterartig. Um die Gewissheit zu haben, dass T. nach meiner Rückkehr ausgeruht sein würde, nahm ich J. mit. Diese Entscheidung brachte den Wandel: konzentriert auf das Tandemfahren mit dem Kleinen und mir meiner Verantwortung als Mutter bewusst, verzog sich der Hund. Wir kauften Erdbeeren und Sonnenblumen. Ich frühstückte mit Appetit. Zurück blieb eine Erschöpfung, die bis zum Mittag des Folgetages anhielt.

Zum Titel:
Nahezu unsortierte und ohne weitere Angaben aus dem Netz gefilterte Stichworte zur Bedeutung des weißen Pferdes: 
Spirituell/ Buddhismus: Kraft seines (Buddhas) Herzens; Kraft der kosmischen Alliebe; Weisheit. 

Psychologisch: symbolisiert die unbewusste Fähigkeit zur seelischen Selbstheilung; schöpferische Kraft.

Traumdeutung: Lebenskraft, ungezügeltes Temperament, vor allem auf sexuellem Gebiet; steht für das weiblich Mütterliche und das männlich Geistige; das "Gespenstische" eines weißen Pferdes kann als Zeichen für mangelndes Gemeinschaftsgefühl gesehen werden; es warnt vor negativen, selbstzerstörerischen Entwicklungen.

1: vgl. Artikel zuvor.