Foto meiner Freundin G. per Telegram geschickt. Wandvogel in einem kleinen französischen Dorf.
Zu meinem gestrigen Künstlertreff (vgl. „Wen ich traf„) muss ich unbedingt einen Nachsatz verfassen:
Den gestrigen Artikel schrieb ich im Erschöpfungsmodus innerhalb von fünf Minuten runter. Heute habe ich mir die Begegnung mit dem Dammhirschen noch einmal vor Augen geführt und dachte: „Wenn das kein gelungener Auftakt für meinen Künstlertreff ist!“ Es war unglaublich, geradezu magisch!! Dieses einzigartige Naturerlebnis allein reichte vollkommen aus, um eine Künstlerseele zu füllen. Dessen war ich mir in dem Moment vollkommen bewusst. Ich war losgezogen, weil im „Weg des Künstlers“ als Wochenaufgabe – ,um den Künstler in sich selbst zu nähren -, u.a. ein alleiniger Waldspaziergang vorgeschlagen wurde. Ich war zunächst hin und hergerissen zwischen dieser Art Künstlertreff oder der direkten, künstlerischen Tätigkeit (zeichnen). Entschied mich dann aber für die frische Luft und die Natur. Widerstände zeigten sich gleich zu Beginn: es war trotz Herbststurm unnatürlich warm und ich zu dick angezogen; meine Wanderschuh drückten und ich blieb mehrfach stehen, um sie neu zu schnüren. Eben weil ich dies tat, wurde mir überhaupt das Glück zuteil, dass der Dammhirsch in ca. 20 Meter Entfernung meinen Weg kreuzte. Wäre ich flott ausgeschritten, hätte er mich gewittert und wäre nicht aus dem Unterholz hervorgekommen. Ich dachte noch, ich traue meinen Augen nicht und wie unglaublich es sei, solch seltenes, majestätisches Tier mit ausladendem Geweih in der freien Wildbahn zu erblicken. Zunächst erfüllt von diesem Erleben, überkam mich im Verlauf meiner Wanderung eine stille Traurigkeit, wie so oft, wenn ich allein in der Natur unterwegs bin. Und das ist keineswegs in der Tatsache begründet, dass ich allein bin, denn das ist es ja, wonach ich mich so oft sehne. Ich komme zu mir und werde traurig, ein bekannter Zustand für mich. Um diesem entgegenzuwirken, dachte ich nach der ersten halben Stunde, dass es gut wäre, ans Wasser zu gehen. Weiter Blick, tosende Wellen. Dem war jedoch nicht so: es war drückend warm, windstill, grau und irgendwie beklemmend. Kurz vor dem herbeigesehnten Zuhause, verfing ich mich, eine Abkürzung wähnend, in einer dornröschengleichen Brombeerhecke und entwand mich ihr mit Müh und Not. Statt erfüllt und beglückt, kehrte ich erschöpft und fluchend zurück. Matt weinend und gleichzeitig über mich selbst lachend erkannte ich, dass ich wohl wirklich das innere (Künstler)Kind getroffen habe.