Buchcover. Berlin 2005. Mille plateaux schenkte mir T. 2007. Ein Foto zeigt mich mit der vier Tage alten K. rechts im Arm, mit dem Deleuze-Guattari-Brocken links (oder umgekehrt). Seitdem ist mir Deleuze abhanden gekommen. Lieblingsworte s.o.: Meute Bande Horde Outsider abstrakte Maschinen a-nomal weiße Wand schwarzes Loch Geheimnis Einschnitt Knacks Bruch Schmied Vagabund Fluchtlinien kosmischer Sprechgesang Synthesizer des Denkens Werden Transformationen Vereinnahmungsapparat Ansteckung Nicht-Ich Stepparbeit glatter Raum gekerbter Raum
Jeder Artikel hätte so stream-of-conciousness-mäßig daherkommen können -, was einige ja auch taten. So wie mir das Zeichnen von Erlebtem in letzter Zeit abhanden gekommen ist bzw. nicht mehr rausfließt, so strömen die Worte und Sätze weiterhin. Bevor dies zum (vorläufigen? in dieser Form?) Ende kommen soll, hier noch einmal eine Bestandsaufnahme der letzten Woche:
Notizen von Dienstag, 28.11.: Warum kann ich nix ab? Warum mach‘ ich mir ständig ’nen Kopp? K. ist krank (blass, schlapp, appetitlos) und ich denk‘: Ist bestimmt wegen mir und meinem ausstrahlenden Psychokack! Belastet mein Kind unbewusst. Später: Doch kein Psychokram: Sie hat Würmer. Ich bin verunsichert in Bezug auf eine Freundin im Dorf. Schreibe ihr. Freundin kommt, umarmt mich liebevoll: „Nix los!“ Js zweiter (!) Spielbesuch aus dem Kindergarten in seinem bisherigen Leben (sein Freund aus dem Dorf kommt oft) wird abgeholt. Abhol-Stress, Abendbrot-Stress, Haustür-Klingel-Schreck, Zu-Bett-Bring-Stress, Pinzettenspitzedruck-unbemerkt-in-Unterarm: Stressabbau. Ich bin am Sonntag (!) seit 4:50 Uhr wach, habe den Schlaf seitdem nicht nachgeholt. Habe (wieder einmal) eine Blasenerkältung, renne ständig auf’s Klo. Muss meine Tränen zurückhalten, als ich mit J. an einem kleinen Fackellauf um unser Dorf teilnehme und den Eltern seines Freundes das Kompliment ausspreche: „Es ist so wunderbar, dass ihr so oft das Leben – feiert! Und es ist so einfach!“ Umarmung. Tränen runterschlucken. Lachen. Bin verunsichert, denn wenn mein Blog wegfällt, auch mein Liebster nicht mehr mitkriegt, wie’s mir manchmal geht. Zwar sprechen wir (von Anfang an unserer Liebe ein wesentliches Fundament!), doch jösel ich ihm meine „Schizozustände“ nicht vor. So äußerte er einmal nach einer Bloglektüre, durch die ihm erst bewusst wurde, was mich so bewegte: „Es ist wie eine Fernbeziehung!“ Dies war in dem Moment einerseits erschreckend, andererseits aber auch nicht so negativ gemeint, da ich „die Zustände“ ja überwunden und mithilfe des Blogs auf eine andere Ebene gebracht hatte, statt dass er sie direkt mitkriegte oder sie ihm „brühwarm“-dramatisch mitgeteilt wurden. Auch reißt durch das Beenden meines Blogs eine Form der Verbindung zu meinen Freunden ab. Zwar bleiben die Herzverbindungen zu den mir wertvollen Menschen (z.B. träumte ich heute von meiner Freundin M., die mir im Traum im Kreise alter Klassenkameraden die Hand hielt, wissend, wie es mir innerlich ging und die mir daraufhin real per SMS mitteilte, dass sie in der letzten Zeit intensiv an mich gedacht hätte!) denn bin ich ja asozial und vermeide es, zu telefonieren. Auch mit Besuchen von mir aus tue ich mich schwer, bin ich doch so gern für mich allein. Bin eben nicht „typisch Frau“, die shoppen geht, mit ihren Freundinnen quatscht… Statt andere mit meinem stuff vollzulabern, schreibe ich lieber einen Blog und teile so (fast) alles allen mit! Absurd! Mittwoch, 29.11.: Mit den Kindern in der Stadt. K. will zum zweiten Mal in ihrem Leben zum Friseur. Ausnahmezustand – innerlich. Wie konnte ich nur 8 Jahre in einer Großstadt leben? Ich bin, seit ich nicht mehr den Laden (IKK) hüte, nie mehr in der Stadt – nur zum HSP-Kurs (1x im Monat) und zum Kunstkurs (1x pro Woche). Ich glaub‘, ich bleib‘ im Wald! Wie konnte ich nur eine zeitlang 4 verschiedene Jobs pro Woche haben, an vier verschiedenen Orten, mit vielen, verschiedenen Menschen…? K. weint am Abend, ob der Ungerechtigkeit in der Welt (Die Ungerechtigkeit ist im menschlichen Dasein begründet! Wer hat’s gesagt? Wo hab‘ ich’s gelesen?). K.: „Soviele arme Menschen, die keiner beachtet! Das nächste Mal nehme ich ein Megafon mit und rufe den Menschen zu: „Auch, wenn’s euch nicht interessiert: Schaut euch mal um und schaut den Menschen in die Augen, denen es schlecht geht (o.s.ä.)!“ Mein empfindsames, großartiges Kind! Tröstete sie und versuchte, ihr zu erklären, dass sie ihrem Herzen sagen soll, mitzufühlen, statt mitzuleiden. Donnerstag, 30.11.: Ich erwache mit einem, mich den Tag über wärmenden Gefühl aus meinem Traum (vgl. Artikel vom 4.12. „Ein Gedanke in meinem Kopf hat gelächelt“). Zwei Lichtblicke im Gespräch mit T. am Abend zuvor trugen ebenso zu diesem positiven Grundgefühl (labil und wackelig zwar, aber immerhin) bei: erstens gibt es für T. als Fotograf die Option, z.B. Workshops in wärmeren Gefilden anzubieten – für mich als Eine-seit-6-Jahren-Sehnsucht-nach-Gomera-Habende eine gar traumhafte Aussicht; zweitens gibt es für mich die Option, eventuell im „Randzonengebiet“ mit behinderten Menschen zu arbeiten, wie bereits oft und unterschiedlichst zuvor. Sehr zu bedenken ist hier allerdings die Gefahr der Überforderung…! Ach nee! Am Abend des Donnerstags macht sich meine Instabilität wieder mal bemerkbar: Stressauslöser lässt mich weinend zu spitzem Metallteil greifen, das ich heftig in den Unterarm drücken muss. T. hat einen Fotoauftrag und ich habe kaum Kraft, die Kinder zu Bett zu bringen. Die Schatten unter meinen Augen sehen entsetzlich aus…, as usual. Freitag, 1.12.: Stotter-Nervenbreak (vgl. Artikel s.o., 4.12). Fühle mich wie in einer Fernbeziehung (Wortlaut Ts). Samstag, 2.12.: Wunderschöner Wintermorgen (kurze Zeit später vorbei), Familie fährt fort, ich bin allein, aber noch (eher unfreiwillig) im Kommunikationsmodus. Spreche am Nachmittag mit einer Frau, die in der gleichen Klinik wie ich war und diesen Ort als ebenso heilsam -, wenn für die Zeit auch nur stecknadelkopfgroß – empfunden hat. Fühlen uns verbunden. Sie trägt einen „Unsichtbarkeitsring“, so wie ich ihn in meinem „Pixiebuch“ zur Hochsensibilität beschreibe ( – welches noch erscheinen wird, jaja..!) Ein paar Tage zuvor fand ich in meinem Zettelchaos den Anamnesebogen für die Klinik wieder. Meine Therapeutin sagte damals zu mir, dass sie mich, als sie mich zum ersten Mal sah, nicht mit der Person in Einklang bringen konnte, die der Personenbogen beschrieb. AS USUAL…! Es gibt ein Klassenfoto, 7. Klasse, glaub‘ ich, auf dem ich aussehe wie ein Zombi – blass, verzagt, entsetzlich, und zu dem eine Klassenkameradin damals sagte: „Da bist Du nicht drauf! Das bist Du nicht!“ (…) Ich weiß noch, wie ich mich damals fühlte… Sonntag, 3.12.: nach 10 Stunden mit „Speedflugtraumerinnerung“ erwacht, heilsamer Schweigetag! Montag, 4.12.: meine Nachbarin G., die T. und den Kids über’s Wochenende das Auto geliehen hatte und der ich gegenüber äußerte, dass ich ein solches Wochende für mich eigentlich jeden Monat bräuchte, gibt mir Tipps für „stille Orte“ und für „Sonnenorte“. Lachend: „Das Leben ist noch nicht vorbei!“ Wie wahr!!!