Angstlunte

14.6., unscharfes Handybild von mir, rotes Bild von T.

Aus einem gestrigen Gespräch mit T. u.a. über Beschleunigung im Kapitalismus: „Der hat ja wohl die Angstlunte im Po.“ Angstlunte, welch´geniale Worterfindung meinerseits. Ob die bereits existiert? Der Literaturwissenschaftler Heinrich Detering kam mir jedenfalls mit der Veröffentlichung der Frage zuvor – natürlich – Was heißt hier „wir“?  (Zur Rhetorik der parlamentarischen Rechten, 1). Aber genau diese Frage habe ich mir schon oft empört gestellt und wollte es bereits längst in einem Artikel thematisieren. Je nun.
Auf jeden Fall sahen und sehen und lasen und lesen T. und ich in letzter Zeit geballt Stoff, der sich mit Fragen ähnlicher Couleur auseinandersetzt. So stellen wir uns z.B. tapfer unserer kognitiven Dissonanz (2), die uns in Hinblick auf konsumistisches Verhalten aus Liebe zu den Kindern ab und an befällt. Entmutigen tut uns diese nicht, sondern wir richten uns durch heroisches Tun immer wieder auf. Auch versuchen wir, anhand der Weltlage nicht zu verzagen, sondern unsere eigene, kleine Graswurzelbewegung zu bilden, durch authentisches Wirken so gut wir es vermögen.
Aus einer aktuellen Doku auf Arte Schluss mit schnell (3) heißt es beispiels- und glücklicherweise: „Die Leute haben Angst, dass Sie sich vieles nicht leisten können, dass Sie nicht genug zum Leben haben, dass Sie es nicht schaffen. Aber sobald Du diese Angst einmal überwunden hast und Du Dir sagst, es wird schon klappen, merkst Du, das Leben ist so schön! Weil es mit Dir übereinstimmt. Und wenn Du keine Angst mehr hast, hast Du gewonnen.“

1: So der Titel von Deterings Essay, Stuttgart 2019.

2: siehe auch Artikel vom 16.12.19, 1.3.18, 2.1.18, 11.4.17.

3: F 2014, Philippe Borrel, 01:18:50 - 01:19:07.