Es IST alles so einfach!… ist es das?!

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Gestern hatte ich keinen Bock mehr auf mich und meine Zipperlein. Kaum triumphal verkündet, es ginge bergauf, schlug meine Blase mir ein Schnippchen. Pinkeltick scheint wohl doch eine – bereits Monate alte – Entzündung zu sein. Wen interessiert’s? Mich sollte es interessieren… Gegen Nachmittag kamen bohrende Kopfschmerzen hinzu. Aspirin eingeworfen, am Riemen gerissen, Klarschiff gemacht. Nachts nach Weckung neben J. auf’m Teppich geschlafen, morgens von J. zusammengebrüllt („Ich liiiebe das nicht!!!“ – Super eigentlich, dass der Kleene so is‘, wie er is‘. Starke Persönlichkeit. Aber auch einfühlsam. Gut so!), aber währenddessen ruhig geblieben. Die paar Ermattungstränen flossen erst später.

Alter!! Flitze dauernd hoch und runter – K. krank, hört zu laut CD, also Tür zu. Kaum oben, ruft sie nach mir. Wieder runter. Oben höre ich, dass die Tür zum Bad offen steht und die Waschmaschine zu laut ist. Runter. Tür zu. Oben checke ich die Uhrzeit auf meinem Handy und entdecke eine Sms von S., die mein Herz wärmt…

Ausgehend von dieser Herzenserwärmung kann ich mich nun meiner Erkenntnis zur Sinnhaftigkeit widmen. Hatte ich am Tag der Dämonen noch die Klassische- Klischee-Depressions-Frage marternd im Kopf „Wozu das G(g)anze (Leben)?“, fiel mir die Antwort (wieder) ein (wahrscheinlich erscheint sie auch bereits in einem oder mehreren Artikeln in verklausulierter Form): Es geht darum, mein Leben sinnvoll zu leben, d.h. mit einem mir sinnvoll erscheinenden Sinn (Tautologie!) zu füllen! Also in meinem Fall: integer sein, lieben, mutig sein. (1)

Ich liebe Zitate, daher folgen nun 2:

Niemand sucht aus

Man sucht sich das Land seiner Geburt nicht aus, / und liebt doch das Land, in dem man geboren wurde. / Man sucht sich die Zeit nicht aus, in der man die Welt betritt, / aber muss Spuren in seiner Zeit hinterlassen. // Seiner Verantwortung kann man sich nicht entziehen. / Niemand kann seine Augen verschließen, / nicht seine Ohren taub werden lassen und sich die Hände abschneiden. // Es ist die Pflicht von allen zu lieben, / ein Leben zu leben, ein Ziel zu erreichen. // Wir suchen den Zeitpunkt nicht aus, zu dem wir die Welt betreten, / aber gestalten können wir diese Welt, worin das Samenkorn wächst, / das wir in uns tragen. (2)

Und die Künstlerin Katharina Sieverding sagt:

Ich tue das, wovon ich meine, dass ein Mensch es tun muss. (…) Aber ich kenne in meinem Leben nichts, was ohne Energie funktioniert, für mich ist das völlig normal. Ich glaube, nur wenn man ganz klar für etwas eintritt, ist das auch für andere attraktiv und hat Charisma. (3)

 

Nachsatz: Dumm nur, wenn mir während der ganzen Zitiererei das Schicksal meiner Mutter (und damit z.T. auch meines) und die damit verbundene Sinnhaftigkeit in den Kopf kommt. Meine Mutter, die ihre große Liebe (meinen Vater) durch Selbstmord verlor und vier Jahre später annehmen muss, dass ihr Sohn (mein Bruder) schwer an Diabetes erkrankt. Neben der Trauer um meinen Vater bestimmt fortan die Sorge um meinen Bruder ihr Leben (- zum Glück findet sie absolute Erfüllung im Beruf als Lehrerin). Mein Bruder, der während sehr starker Unterzuckerungen in der Jugend dem Tod zweimal von der Schippe gesprungen ist.

Meine Mutter glaubt an Gott. Ich leider nicht.

Das Leben stellt Aufgaben. Ich habe schon einige „abgearbeitet“ (wobei hier nicht alle thematisiert werden). Was noch folgt, weiß ich nicht. Das Leben ist ein Fluss… Zuversicht und Gleichmut walten lassen und nicht den Teufel an die Wand malen.

P.S. Ich liebe auch Sprichwörter.

1: "Nein" sagen zu Missbrauch, Rassismus und Gewalt - auf individueller, wie auf globaler Ebene (vgl. Kornfileld, ebd.(Artikel zuvor), S. 53.).

2: Gioconda Belli, in GEA, September 16.

3: Katharina Sieverding in Zeitmagazin Nr. 32, Juli '16.