Übernahme

Kellerentrümpelung

„Ich komm‘ grad‘ nicht gut zurecht… Trau‘ mich raus und es ist doch zuviel…“; „Äußere Umstände sind manchmal widrig.“, so und so ähnlich sprach ich  am Donnerstag in der kleinen HSP-Gruppe (4 Frauen). Hatte in der Nacht zuvor Halsschmerzen und bin angeschlagen. Übernommen? Sonntag harkte ich, zombiegleich, das gemähte Gras der Gemeinschaftswiese. Konnte nicht mit zum Norderstraßenfest, zu IKK; war nicht kontaktfähig. Mir war glaub‘ ich bereits aus der Ferne anzusehen, dass ich erschöpft und „sprechunfähig“ war. Regenerierte mich aber durch’s Daheimbleiben. Dienstag raste ich umsonst mit dem Rad zu meinem „Kunstkurs mit Geflüchteten“ – keiner kam, nassgeschwitzt. Abends radelte ich zum Theaterkurs – fand nicht richtig statt, sondern nur eine Kursplan-Besprechung. Mittwoch verbrachte ich mit meinen Kindern ein paar Stunden in der Stadt: K. wollte zum ersten Mal in ihrem zehnjährigen Leben zum Friseur – bisher hatte ich ihr die Haare geschnitten – und sie brauchte dringend ein paar neue Unterhosen – bisher hatten wir so ziemlich alles geerbt) – was für mich eine große Herausforderung ist! Ich hasse shoppen! Ich kann’s auch gar nicht, weiß nicht, wo’s was gibt. Spießrutenlauf… klappernde Einkaufskörbe – ich schrecke zusammen… niesender Hund in der Ferne – ich schrecke zusammen. Schirme beim Friseur vergessen. Briefabgabe bei der Post vergessen. Nix wesentlich. Überstanden. Muss mich zu Hause ausruhen. Der Kleine massiert mich mit einer hölzernen Rolle, klopft leicht (!) auf meinen Rücken – ich zucke vor Schmerz zusammen. Ich versuche, mich zu entspannen, der Kleine klopft sanft (!) auf eine Trommel in der Nähe – ich breche in Tränen aus. Der Kleine wirft mir zum Trost ein Stofftier an den Kopf – ich habe einen Heulkrampf. Regeneriere mich. Fühle mich am nächsten Morgen (Donnerstag) angeschlagen und sehr dünnhäutig, nehme aber an der HSP-Gruppe teil (s.o.). Mache eine Übung nicht in Partnerarbeit, sondern allein. Entspanne mich. Verpasse im Anschluss den Bus, schaffe kaum den 20minütigen Fußweg zum ZOB, muss meine Erschöpfungstränen zurückhalten. Im Bus spricht mich ein sehr netter Vater aus Js Kindergarten von der Seite an – ich zucke zusammen und kann kaum sprechen. Er kennt mich sonst eher freundlich und zugewandt und scheint aufgrund meines jammervollen Anblicks sichtlich besorgt: „Du siehst traurig aus.“ Ich mit Mühe: „Ich glaub‘, ich werd‘ krank und kann auch leider nicht mit Dir sprechen.“ Er zieht sich rücksichtsvoll zurück. Ich ertrage die Busfahrt kaum, halte ein Ohr zu, Schirme mein Gesicht ab. Mein Zustand und wie ich auf den Vater gewirkt habe, geht mir noch nach. Zu Hause esse ich wie betäubt eine kleine Schale Nudeln und ein halbes Fallafelbrot, habe danach kurz den Impuls, alles wieder auszukotzen – das habe ich seit 20 Jahren nicht mehr getan (!) und tu’s auch nicht. Mache stattdessen Mittagsschlaf brav.