Ausbrüten

Vergoldeter Ankeranstecker meiner ältesten Freundin M., verebt von ihrer geliebten Oma.

Traumszenen:

1 Wartezimmer zum Arzt. Leicht verwahrlost wirkender Typ kommt herein und träufelt mir unvermittelt Ohrentropfen ins Ohr. Ich bin empört und angewidert. Drohe und versuche, ihm „eins auf’s Maul zu hauen“.

2 Teetafel mit alten Herren. Ein Opa beugt sich über den Tisch zu mir herüber und versucht mich, ungefragt, mit Torte zu füttern. Ich weiche empört und angeekelt zurück und verbitte mir dies brüllend. Beiße zu – in den Opafinger.

T. ist verschwunden. An seiner statt sitzt mir ein fetter, unangenehmer Typ gegenüber, der vorgibt, mein Mann zu sein. Im Traum frage ich mich verzweifelt, wo T. ist.

Bin leicht zerrockt, habe Halsweh. Brüte womöglich etwas aus. Bin traurig, denn eigentlich wollten K. und ich morgen nach HH fahren. Das Mädchen hat jedoch seit 2 Tagen Fieber und Husten, die Nächte sind entsprechend unruhig (1).

Zudem hat der lange, intensive Brief meiner ältesten Freundin M. doch mehr in mir aufgewühlt als zunächst erahnt. Erwischte er mich gestern Morgen in einem ohnehin schon destabilen Zustand und berührte, bewegte und wühlte umso mehr. Dies setzte sich im Verlauf des Tages fort. Am Abend offenbarte sich mir bereits Erahntes: Ich stecke in einem Dilemma! Einerseits bemühe ich mich um Wahrhaftigkeit, offenbare in meinem Blog meine Schwächen und Fehltritte – u.a. auch die als Mutter  -, um sie in ihrer Ambivalenz zu zeigen und zu verstehen, andererseits nehme ich mit meinen Offenbarungen auch manchmal Rücksicht und halte einiges zurück. Das Dilemma ist, dass ich meine Mercutiorolle gänzlich ablegen will und es vermutlich nie ganz schaffen werde…

Wollte gestern in einem Anflug aus Megazweifel meinen Blog für immer beenden. Weiß, dass er nicht bunt werden wird – zumindest noch nicht. Ich bin dabei, Mercutio und meinen Schwarzen Hund an die Leine zu legen. Mein Blog hilft mir dabei (2). So versuche ich in meiner selbstkritischen Analyse beispielsweise herauszufinden, wann es der Schwarze  Hund ist, der für Äußerungen verantwortlich ist (3). Nachdem ich gestern bereits die neunschwänzige Peitsche herausgenommen hatte, um mich selbst zu geißeln, da ich mal wieder verbal unbedacht gegenüber J. „in Brast geraten“ war und mich ob der Entgleisung schuldig fühlte, machte M. mich an einer Stelle in ihrem Brief auf ein ebensolches Fehlverhalten aufmerksam – behutsamer- und berechtigterweise. Der „Hund“ zieht mich dann allerdings noch mehr runter und es ist nicht immer leicht, Außenstehenden dies klar zu machen (4).

Zum Titel:
Ausbrüten ist eigentlich ein schönes Wort, meint in diesem Falle aber "eine Krankheit ausbrüten", so sagte meine Mutter immer, wenn eine Erkältung im Anflug war. 
Ich brüte aber auch Träume, Wörter, Bilder aus.

1: Dass mich Schalafmangel im Vergleich zu anderen (Alle Mütter können davon ein Lied singen - mal lauter, mal leiser!) immer so schnell und doll "zerrockt", liegt glaube ich auch daran (nach den Gründen suchte ich auch bereits in Artikeln zuvor), dass ich zu lange Raubbau mit meiner Energie betrieben habe. Mit der Energie, die ich in meinem Leben bisher für Mercutio aufgebracht habe, hätte ich Kraftwerke betreiben können (vgl. auch Johnstone in Resilienz)! Unter phasenweise extremem Schlafmangel, Gift für alle und vor allem für hochsensitive und depressive Menschen, - selbst verschuldet oder der Kinder wegen (,die sind unschuldig!) -, und der damit einhergehenden, fehlenden Energie, leide ich seit meinem Referendariat, in dem ich manchmal aufgrund von Vorbereitungen nur 3 Stunden schlief, um am nächsten Tag "voll mercutiomäßig am Start" zu sein.

2: vgl. auch Artikel vom 29.9.16, Häutung.

3: Johnstone in Mein schwarzer Hund: Der Schwarze Hund konnte mich dazu bringen, gemeine Dinge zu sagen. Der Schwarze Hund machte mich reizbar, und ich wurde unausstehlich (ohne Seitenzahlen).

4: Interessant, dass ich immer dann zu Kornfields Weise(m) Herz greife, wenn ein Kapitel absolut zugeschnitten auf meine momentane Verfassung scheint. So spricht Kornfield von den vier Grundlagen des achtsamen Wandels (ders., S. 148): Erkennen, Akzeptieren, Erforschen, Nicht-Identifizieren. Ausführungen folgen - vielleicht...