Die dritte Nacht in Folge schlief ich schlecht. Ich seh‘ nicht gut aus. Dabei muss ich morgen fit sein, mein Kunstkurs mit geflüchteten Jugendlichen findet am Vormittag (hoffentlich!) statt. Träumte von – wieder einmal – übervollen, großen, vollgerumpelten Räumen. Dieses Mal waren es Fabrikhallen mit verwinkelten Räumen. In einem davon befand sich T., aber ich fand ihn nicht wieder. Eine Freundin hatte mich zuvor noch lächelnd darauf hingewiesen, mir doch die „Haltestelle“ zu notieren. Ich suchte vergeblich, kletterte über Berge von „wabernden“ Gitarrenkoffern aus Stoff, kroch durch röhrenartige Gänge. In einem Raum fand ich eine Holzflöte, auf der ich zunächst ein paar wohlklingende Töne spielte, doch dann löste sich im Mundstück ein Holzplättchen und ich konnte ihr keine Musik mehr entlocken.
Gestern hätte ich einen Retreattag gebraucht. Habe soviel geweint bei N. und innerlich hart gearbeitet. Aufgrund meiner vorherigen Erschöpfung war ich in der Sitzung „offener“. Interessant.
Es ist auch interessant, dass ich oft beim zufälligen Blättern in meinem Skizzenbuch auf Zitate stoße, die ich noch nicht in meinen Blog eingebaut habe (hoffe ich zumindest -, falls doch, klappt die Beitragsdurchsuche nicht), die aber ganz aktuell passen. Bisher empfand ich die beiden folgenden Zitate vielleicht als zu „platt“, aber gerade in ihrer Einfachheit geben sie das just Erkannte wieder.:
Das Tollste an seinem Beruf, sagt Sachon (Psychotherapeut), sei dieser Moment, wenn Thearapeut und Patient einander in die Augen sehen und beide sagen: „Ja.“ „Die Menschen können mit den furchtbarsten Einsichten fertig werden, wenn sie nur tief in sich spüren, das ist jetzt wahr.“ Um an diesen Punkt zu kommen, nutzt (er) in seinen Therapien die Natur. Ein paar Tage Wildnis, dort geht es ums Wesentliche. Der Schutzpanzer der Menschen, errichtet, um die Zumutungen der Welt nicht ranzulassen, bricht auf. (…) Wer sich für eine Landschaft öffnet, ihre Weite und Stille spürt, wird innerlich bewegt. Rohe Emotionen steigen hoch. (…) „Dann sehe ich“, sagt Sachon, „sie werden wieder lebendig!“ (1)
Krisen (sind) wie Etappen im Leben. Ich habe den Eindruck, das Krisen uns Menschen neue psychologische und spirituelle Dimensionen eröffnen. (…) Es ist ganz wichtig, der Person, die man ist, zu folgen, auf seine Intuition und auch auf seine eigenen Bedürfnisse zu hören, die eigenen Wünsche ernst zu nehmen. Es gibt Menschen, die existieren, ohne zu leben. Seine Bedürfnisse bejahen bedeutet sich weigern, ein Leben ohne Leben zu führen. (2)
Ebenso interessant ist, dass ich auch oft zufällig passende, frühere Artikel meines Blogs aufrufe, wie z.B.: Wendepunkt vom 23.5., in dem das Foto einen Ausschnitt meines Zetteldilemmas abbildet. Auch dies ein Zeichen für all das Unerledigte, Ungeklärte, was mich unbewusst permanent stresst…
1: aus: Zeit-Magazin, Nr. 20, 11.5.17. Genauere Angaben fehlen. 2: aus: ebd., Biennale-Chefin.