16.10.20.
Beim Lesen klingt etwas an.
„Unter aller Augen trat der gute Maler mit der Pfanne an den Tisch und ließ gebratene Eier auf die Teller gleiten, fürsorglich und schweigend. Carl war fasziniert von der Ruhe und dem Gleichmaß seiner Bewegungen. Ein Mann, der Hans genannt wurde, machte einen Scherz, aber der gute Maler lächelte nur und blieb konzentriert. Als hielte er mit jeder Faser seines Körpers Kontakt zum Eigentlichen, dem geheimen Zentrum dieser Welt. Er ist schon sehr weit, dachte Carl, er trägt es in sich. Und ich bin irgendwo draußen im Nichts (69).
Sorgfalt noch im Moment der Erschöpfung gehörte zu den Dingen, die Carl schon immer bewundert hatte, nicht viele waren dazu in der Lage (122).
Die Arbeit tat ihm gut, sie war ein direkter, sichtbarer Ausdruck seiner Fähigkeiten (136).
Und wahrscheinlich hätte in diesem Augenblick auf der Treppe auch nicht die Ursache gelegen, vielmehr in Dingen, die Wochen vorher mit ihm geschehen sein müssten, eine Art Verwandlung, eine Abnutzung und Ausdünnung seiner Person… (161).
Und wenn schon. Ein armer Dichter zu sein, schien nicht verkehrt, wenn man ein Dichter war. Alles in allem war es der richtige Weg, der einzige Weg. Meine Existenz ist gut begründet, aber nicht gesichert, dachte Carl. Oft verhielt es sich umgekehrt, was vermutlich noch schwerer zu ertragen war. Das heißt, falls man sich die Frage jemals stellte im Leben (174).
Carl versuchte, sein Unwissen zu überspielen, und scherzte darüber, was anstrengend war und nervenaufreibend (176).
Karten und Briefe hatte Carls Mutter schon immer gern geschrieben,…, zum anderen erklärte sie sich dabei selbst die neue Welt – sie hielt fest, was geschah, und sprach sich aus darüber (209).
… – war es nicht das, wonach er sich eigentlich sehnte? Vom normalen Leben anerkannt (223)?
…, sie waren Gefährten, und zusammen würden sie es schaffen, sie würden Künstler sein (231).
Das waren nicht wirklich Carls Gedanken, nur wilde Kurzschlüsse, diffuse Spiegelungen, die ihm durch den Schädel blitzten, unreifes Zeug – … (233).
… jeder braucht ein eigenes Zimmer, anders funktioniert es nicht (im Leben) (252).“
Aus: Lutz Seiler, Stern 111, Berlin 2020.
Anmerkungen: - "Was wäre, wenn ein Wirbelsturm käme? Interessant, was für eine Geschichte sich daraus ergebe.", so sprach T. beim Anblick meiner Zettelnotizen zu mir (vgl. bündeln). - Siehe auch: Aus: "Kruso". - Mein letzter Artikel war der 500te! Seit August 2016 bis heute, Oktober 2020 schreibe ich - weiter.