Groll

Aller Groll erwächst aus Unwissenheit (1). Einerseits ist’s der watzlawicksche Hammer-Groll (2), der sich aus Vermutungen und Annahmen aufbaut. Andererseits der Groll, der sich breit macht, weil man/frau sich aufgrund von fehlender Achtsamkeit nicht gesehen, verstanden fühlt.

Hier folgt nun gestriger Groll (ich mag dieses Wort), den ich im kränkelnden Zustand bereits in mein Skizzenbuch schrieb und der veräußert werden will, damit er nicht im Innern weiter vor sich hin grollt. Eigentlich bin ich sonst gar nicht so grollmäßig unterwegs. Je nun…

Groll Nr. 1 zur Aussage: Tiefs haben wir ja alle mal! (28.1.)

Wir alle gehen dafür auch 7 Wochen (8 verordnet) in eine Trauma-klinik.

Wir alle lassen freiwillig den knapp 2jährigen Sohn, die 7jährige Tochter und den Liebsten zurück.

Wir alle ritzen, beißen, kratzen, schlagen uns freiwillig.

Wir alle essen freiwillig mehrere Chilischoten, um „zu uns zu kommen“.

Wir alle fuhrwerken mit Streichhölzern im Ohr herum, bis es massiv entzündet ist.

Wir alle verbrühen uns unter der Dusche und merken‘ s nicht.

Wir alle haben Zusammenbrüche, Heulkrämpfe, manchmal mehrmals täglich und immer wieder und wieder.

Wir alle fühlen uns manchmal wie Zombies oder fühlen eben genau gar nichts mehr.

Groll Nr. 2: gespeicherte Aussagen zu/über meine Person aus Unwissenheit (Wichtig: Die Unwissenheit ist nicht den äußernden Personen anzulasten, sondern Mercutio geschuldet!):

Das hat man dir gar nicht angemerkt. Das sieht man dir gar nicht an. Ich dachte, du wärst… Du bist ja gar nicht… Das hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut. Das hätte ich gar nicht dir zugeordnet. Du bist immer so lustig und fröhlich. Du redest immer so viel. Das passt gar nicht zu dir. Du bist ja immer da (3).

3: Anmerkungen zu den Äußerungen: 1-4: Nach meinem Burnout vor 13 Jahren; 5: Kunstprof. über eine Hausarbeit, die ich über eine Malerei meines Vaters schrieb: "Diese Tiefe und Ernsthaftigkeit hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut."; 6: Bekannter über ein ausgestelltes, gemaltes Bild von mir, das u.a. Balthus' Konterfei in dunklen Farben zeigt; 7 + 8: gefühlte 1000 x gehört; 9: Alter Klassenkamerad, als er mich im Alter von 20 in einer Kneipe mit Zigarette "erwischt": "Das passt gar nicht zu der Frauke von früher mit den langen Zöpfen!"; 10: Nachbar, der mich immer mit meinen Kindern auf dem Spielplatz wähnte, obwohl ich Spielplätze und das Abhängen dort nicht mag und mich nur in Ausnahmefällen dort aufhalte. Genau in diesen Momenten sah er mich und weitete auf "immer" aus.

2: siehe Paul Watzlawick Anleitung zum Unglücklichsein

1: vgl. Artikel vom 28.1.(s.o.)

Zur Zeichnung: vgl. Zeichnung Nr.8 vom 5.9.16.