Rastlosigkeit

Somatic-Experience-Sitzung bei N.:

Eigentlich bin ich zu erschöpft, um darüber zu schreiben. Zu intensiv… Morgen vielleicht… Doch nicht:

Ich berichte N.: Ich bin erschöpft, die gesteigerte Schreckhaftigkeit zerrt an meinen Kräften. Sonntag: ich stehe in der Küche, bereite das Abendessen zu, ein plötzliches, lautes Geräusch geht mir durch Mark und Bein. Ich brauche eine Weile, um mich zu erholen. Ein Kleiderbügel war heruntergefallen. Gestern Abend: J. fällt sein Messer auf den Teller. Ich schrecke so zusammen, dass ich zunächst nicht weiteressen kann. Ich empfinde mich als Zumutung. Ein Memoryspiel (kleine Holzplättchen) fällt hinter meinem Rücken zu Boden. Was dieses unerwartete Geräusch bei mir auslöst, kommt einem „Erdbeben“ gleich. Ich weine, brauche eine Weile, habe fast körperliche Schmerzen. N. stellt mir während der Sitzung eine Frage in Bezug auf meine Schreckhaftigkeit, die sie mir bereits lange zuvor und etwas anders gestellt hat. Diesmal fühle ich körperlich die Wahrheit dieser Frage, kann kaum atmen. N. atmet mit mir. Ich erfasse die Einfachheit: die aus der Kindheit im Körper gespeicherten Traumata und ihre „simplen“ Symptome von heute. „Das was ich fühle, kann ich verstehen…“

Habe ich eine neue Stufe der Traumabearbeitung erreicht? In der Klinik konnte all dies nicht erfolgen, Mercutio musste enttarnt werden. Legt die jetzige, vermeintlich erlangte Stabilität tiefere Schichten frei bzw. lässt diese es zu, auf Körperebene, intuitiv gefühlt, zu arbeiten, weg von der Verstandesebene? In der Sitzung konnte ich ein kleines Stück des Körpererlebens zulassen, sehr schnell gehe ich wieder auf Abstand, um das elementare Gefühl von Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein nicht spüren zu müssen, um „Haltung“ zu bewahren.

Leerstellen… Resultiert daraus die Rastlosigkeit – N. nennt diesen Begriff und er kommt für mich einer Offenbarung gleich – , die ich unbewusst permanent spüre? Ich frage mich ständig, warum ich trotz gewonnener Stabilität, nicht „richtig“ das Leben erleben kann. Schwer ist es, Worte für tiefes Empfinden zu finden…

Ich lese meine soeben geschriebenen Worte und finde sie hohl und leer.