Wie ein unerschöpflicher Quell

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Wie ein unerschöpflicher Quell…

… strömt meine Liebe zu meinem kranken Kind (K., die seit 2 1/2 Tagen spuckt und schwach und zart ist; Magen-Darmvirus).

… strömen meine Gedanken und Bilder aus mir heraus. Fünfzigster Blogeintrag!! So wusste ich bereits gestern nach der Beendigung des Artikels, was ich heute schreiben würde.

Ist mir das gestern erwähnte Retreat während meines Klinikaufenthaltes doch wieder sehr präsent und passt es doch zu den Einträgen vom 17. und 18.9., die ich schon seit längerer Zeit ergänzen will. So denn:

Hatte ich mich doch mit der Veröffentlichung meiner Psychodiagnose (scheinbar) zu weit aus dem Fenster gelehnt, war und ist dieser Schritt für mich momentan aber doch absolut stimmig!

Während eines Besuches im Retreathüttchen offenbarte mir meine Therapeutin meine Diagnose – wovon sie eigentlich nichts hielt, in meinem Fall erschien es ihr jedoch heilsam. Genau das war und ist es auch! Durchfuhr mich zwar einerseits ein Schock, andererseits aber auch eine tiefe Erleichterung, endlich die Dämonen benennen, meine immer wiederkehrenden Zombi-Agro-Leere-Zustände endlich einordnen zu können. Da mein Vater manisch-depressiv war (heutiger Begriff: bipolar) und ich absolut allergisch gegen den unachtsamen Gebrauch der Zuschreibung Depression war (und bin!), habe ich mich nie als depressiv erkannt. Versuchte Erklärungssätze für die Täler meinerseits: „Ich bin kaputt. Ich bin erschöpft. Ich bin verzagt.“ Mein Standardzitat von Goethe, der an eine seiner Geliebten schrieb: „Wenn Du mir fehlst und der Schlaf, dann kommen die Dämonen.“ (1) So war’s und ist’s bei mir auch. Aber Mangel an meinem Liebsten (T.) und an Schlaf schien/ scheint nicht die alleinige Ursache zu sein. Kamen die Dämonen doch auch gerade vor Kurzem, weil ich mich ausruhte. Absurd! Ach, aber da fällt mir ein, dass ich aus „Ich-fühl-mich-elend-und-du-kümmerst-dich-nicht-um-mich-Gründen“, T. aus Trotz und Gram darüber den ganzen Tag nicht richtig in die Augen geschaut habe… Also doch Mangel an T., also Dämonen. (2)

Je nun! Zum Abschluss der Diagnosen-Debatte – ob Diagnose sinnvoll oder nicht, ob hilfreich oder hinderlich, ob Stigma oder veränderbar, zitiere ich aus einer Sms-Korrespondenz vom Abend des 17.9. nach meinem Blog-Outing (3). Gegen 21.00 Uhr schrieb ich: „… Aber für mich ist es gut so, dass ich mich „geoutet“ habe. Wurde zu lange verkannt bzw. es hat mich mein bisheriges Leben zuviel Kraft gekostet, Mercutio zu spielen. Habe wahrscheinlich unbewusst den Autor der „Schwarzen-Hund-Bücher“ (4) zum Vorbild genommen. Ist ja auch an die Öffentlichkeit… So, nun kann ich nicht mehr tippen. Guts Nächtle :-**“.

Geniales, wirkliches Abschlusszitat von Schutzi-J.: „Es gibt die mit und die ohne Diagnose!“ Wie wahr! (5)

 

1: Quelle entfallen.

2: Anm.: Habe übrigens beim Dämonen-Artikel (1.10.) im Nachhinein eine Änderung vorgenommen, um besser gesehen zu werden. Hatte ich zunächst geschrieben: "Ich war krank." ( - was ich auch war!) "Ruhte mich aus. Da kamen die Dämonen.", änderte ich es später in "Ich fühlte mich elend." um. War der als dämonisch empfundene Zustand doch nicht runterzubrechen auf: "Das kenne ich auch, wenn ich krank bin, dass dann düstere Gedanken kommen." Zustandsempfindung war sehr elementar und hatte ich in seiner beklemmend-bedrohlichen Dimension lange nicht mehr. Mir wird wieder mal bewusst, dass ich auch äußerst allergisch auf "Das-kenne-ich-auch-Aussagen" reagiere. Empfindungen bzw. seelische, psychische Schmerzen sind ebenso wenig nachvollziehbar wie körperliche, physische Schmerzen.

3: Outing = "Schritt über den Rubikon". Habe mich entschieden, gibt kein Zurück. (Wikipedia: Rubikonmodell)

4: Matthew Johnstone: Mein schwarzer Hund. Wie ich meine Depression an die Leine legte. München 2014. 

5: Bsp. für "Ohne-Diagnose": Donald Trump, der "Vollzeit-Psychopath"! (Filmemacher Michael Moore in Die Zeit, 8.7.16)