Trump Monstertruck 2

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Vervollständigung des Artikels vom 10.11.:

The news will find you! (1)

So war es gestern (Anm.: 9.11.). Lebe ich doch buchstäblich im Wald. Schütze ich mich doch oft „vogel-strauß-mäßig“ vor zuviel Input – wir haben keinen Fernseher, ich höre keinen Deutschlandfunk mehr, wir kriegen Die Zeit immer zeitversetzt von unseren Nachbarn und seit ich meinen Blog auf dem Ipad verfasse, lese ich am Rechner nicht mehr den Süddeutsche-Opener. So bin ich wohl wie der Mann, über den Harald Martenstein im Zeit-Magazin schreibt, der seit einem halben Jahr nachrichtenabstinent lebt – „… ein neuer Trend, so was Ähnliches wie die vegane Ernährung… es beruhigt.“ Der eigene Einfluss auf die Welt sei zu gering, meint der Neoexistenzialist. Für Martenstein sei das nichts, er „schaue gern zu, wie beim Fußball… Hin und wieder ertappst Du Dich dabei, dass Du irgendwas rufst, obwohl dich auf dem Platz sowieso keiner hört.“ (2)

Wollte mir unbedingt den Tag der US-Wahl merken und dann das!! Musste von meiner 9jährigen Tochter die erschütternde Nachricht erfahren. K. hatte sie in der Schule aufgeschnappt. Ich hatte nicht mal die Sms meiner Freundin J. aus HH begriffen, die voller Sorge schrieb: „Auch ich muss raus aus einem politischen Schneckenhaus: lauter werden!!! Und dazu kauf ich mir dann die Haube, die so lustig daher kommt und doch vieles klar macht!“ (3)

Vielleicht ist es genau das, was die Trump-Wahl lehrt: LAUTER werden! Interessant, dass mein verlorener Blogartikel vom 04.11. u.a. genau diese Erkenntnis beleuchtete. Hatte ich von den Äußerungen der angetrunkenen Bildspießernazis geschrieben und im Anschluss Wolf Biermann zitiert. Hier also konkret aus der Erinnerung:

Im Zug von Fl nach HH (03.11.) muss ich folgendes Gespräch mitanhören: Frau 1: „In das Viertel geh‘ ich nicht mehr.“ Mann 1: „Ich auch nicht.“ Mann 2:  „Da ruft der Muezzin.“ Gelächter. Mann 1: „Da sollte man eine Granate reinschmeißen!“ Ich schockiert bis ins Mark, leider nur leise: „Nazis!“ Halte mir vergeblich die Ohren zu. Ich erkannte, wie wenig Ahnung ich von der Lebensrealität einiger Menschen habe (4). In HH kaufte ich einem Straßenverkäufer die Obdachlosenzeitung Hinz & Kunzt ab und las in einem Interview mit Biermann folgende Wahrheit:

… dass man sich einmischen soll in den Streit der Welt, dass man Angst haben darf, aber aufpassen muss, dass man nicht überwältigt wird von der Angst. Und das gelingt nur, wenn man tapfer ist im Streit. Und nicht aufgibt, bevor man überhaupt angefangen hat. Nicht zugrunde gehen an den Schlägen, die man leider nicht ausgeteilt hat. (5)

Zur "Schreibung": von T. am Tag der US- Wahl zitiert

1: vgl. Artikel vom 08.09.: "9/11: Mitten im polnischen Urwald holt uns die Realität ein... Sms von T.: "Die Türme stürzen ein!"

2: vgl. ders.: Über ein Leben ohne Nachrichten in: Zeit-Magazin Nr. 32 (siehe auch Zeichnungszitat ebd.). 

3: Sms von J. aus HH vom 09.11., 11:03.

4: vgl.: Die Zukunft der Zombies von Caspar Shaller, Zeit Online.

5: Wolf Biermann in: Hinz & Kunzt, Nr. 285, Nov. 16.