21.5.21, Handyfoto v. T.
An Ks Geburtstag leuchtete der Nebel über der Wiese in der Morgensonne, wollte ich J. mit dem Laufrad von der Schule abholen, herzte ich den Ofen an, war ich den ganzen Tag aus Liebe zu meinem Kind nahezu ununterbrochen tätig, tanzten die Regentropfen glitzernd in der Abendsonne, dankte ich Tarthang Tulku, dass ich mir wieder des Augenblicks gewahr wurde.
Tarthang Tulku sagt:
Ein Mensch ist… einem Kristall ähnlich, er schimmert in vielen Farben. (1)
Dadurch, daß wir an dem sich immer und weiter verbreiternden Lebensstrom teilhaben, können wir nur dann wachsen, wenn wir nicht gegen ihn ankämpfen, wenn wir keine Verspannungen und Dämme errichten, und wir müssen lernen, uns zu entspannen, damit der Strom ungehindert in uns fließen kann. (2)
… das Leben nicht als eine Schwierigkeit betrachte(n), die es zu bewältigen gilt, sondern als eine Erfahrungsmöglichkeit unendlichen Reichtums und schöpferischer Kraft. (3)
Als Mensch geboren zu sein ist ein seltenes Vorrecht, und es ist wichtig für uns, dies zu würdigen und diesem Vorrecht gemäß zu leben. (4)
An meinem Geburtstag weckte ich K. versehentlich mit lautem Gitarrengeschepper, packte ich am frühen Morgen als einziges Geschenk zunächst ein verspätetes an sie aus, gratulierte mir W. am Mittag vor der Türe mit: „Ich singe nicht, ich summe“ (5) und tat es mit achtsamem Blick zur Seite, woraufhin T. später meinte, es müsse so einen kleinen Chor geben, der summend zur Seite schaut, war ich am Vormittag „EinPaarKünstler“ mit T. im Atelier, flog ich am Nachmittag abenteuerlich mit ihm aus an die Robinsonbucht (s.o.), wo wir auf beinahe keine Menschenseele trafen, eine Schwanenfamilie mit Reiher uns zu Umwegen über Stacheldrahtwiese und Golfplatz zwang, ich an meinem 48ten Geburtstag jedoch nicht von einem solchen Ball erschlagen werden wollte, weil mir dies zu profan erschien und stattdessen den dornigen, halsbrecherischen Abstieg durch’s steilküstige Unterholz wählte, was mir die Mattigkeit, aus den Gliedern trieb, die ich zuvor durch Taubnesselnektar („Den haben wir als Kinder ausgesogen“) am Wegesrand umzuwandeln suchte, verbrachte ich seit genau diesem Tag bereits die Hälfte meines Lebens mit T. an meiner Seite.
1: In: Tarthang Tulku, a.a.O., vgl. Artikel vom 4.5.21, S.12. 2: ebd. 3: ebd. S.16. 4: ebd. S.21. 5: Vgl. Artikel vom 10.6.20 Einen an der Marmel haben und 2.6.20 "Wie geht es dir gerade jetzt?".