Was hinter mir liegt

Was hinter mir liegt im Leben ist viel, was hinter mir liegt in den letzten zwei Wochen auch… Doch habe ich mich aus meiner misslichen Lage (1) durch eine bewusste Entscheidung befreit. Zuvor arbeitete ich mich durch mehrere seelische Konflikte, ausgelöst durch die Arbeit an den weißen Flecken (2), ausgelöst durch das wachgerufene Gefühl von innerer Einsamkeit, welches das Aussortieren alter Briefe und Fotos weckte und die darauf folgende Erkenntnis, dass ich sogar mir selbst gegenüber (!) Mercutio war, ausgelöst durch das Nicht-gesehen-werden-(können)(!) von meiner Mutter. Doch akzeptiere ich nun mein Dilemma von Offenbarung und Verbergen (vgl. 1.11.). Erkenne die story of my life, dass ich von jeher aufgrund mehrerer Traumata massiv überfordert war. Erkenne den weißen Fleck. Akzeptiere das Drama des begabten Kindes (3). Schenke das Geschenk (vgl. 8.11.).

Vor der bewussten Erkenntnis, die einem kathartischen Erleben gleichkam (4) liegt das Durcharbeiten unbewusster Prozesse (l.o. = lies oben), das schmerzliche  Empfinden gespeicherter, erinnerter Sehnsüchte (5), das tiefe Bedürfnis, Ballast abzulegen, mich von der Bürde (6) zu befreien. Meine Kraftwerkkraft war verbraucht (7). Ich war unter der Last müde geworden, habe mich verbraucht (man sieht es auch). Ich sehnte mich nach „Erlösung“, nach Erquickung für die Seele (Bibelworte).

Migräneattacken am Abendbrotstisch vor einer Woche beunruhigten mich. Vor 13 Jahren war ein heftiger Migräneanfall das endgültige Zeichen meines damaligen Burnouts. „So geht es nicht weiter!“ Heftiges Erschrecken durch unerwarteten J.laut folgte. Stilles Weinen schloss sich an. Tiefer Sehnsuchtsschmerz. Durcharbeitung über Tage mit mehreren Phasen, Entscheidungen, Fragen, Erkenntnissen, Lektüren, Gesprächen folgte.

Nun hoffe ich, dass sich die Schleifen nicht wiederholen und die bewusste Entscheidung über unbewusst Gespeichertes, an dessen Entschlüsselung ich brav weiter arbeite, siegt.

1: Wortlaut von N. während der Sitzung am 7.11., der die Tragik des Ganzen abmilderte und uns zum Lachen brachte. Die Sitzung im Ganzen war sehr schmerzhaft und anstrengend und sehr heilungsfördernd (as usual). 

2: Vgl. Artikel vom 28.9.

3: vgl. Alice Miller (siehe Artikel "Falsches Ego"). Bereits vor 20 Jahren wollte ich Miller lesen, nun habe ich begonnen und energisch unterstrichen. Anmerkungen folgen.

4: Katharsis: Befreiung von seelischen Konflikten durch emotionale Durcharbeitung. 

Am Freitag, den 10.11. fuhr ich bei starkem Regen nach meinem Zeichenkurs mit den geflüchteten Jugendlichen vom einen Ende der Stadt mit dem Rad ans andere Ende. Ich war bereits auf dem Hinweg am Morgen klitschnass geworden und fror seit Stunden. Der Regen peitschte mir ins Gesicht, die Tränen schossen mir aus den Augen, unbeobachtet und ungehört (hoffentlich) rief ich meine mich plötzlich überkommene Erkenntnis und Entscheidung hinaus, in leichten Variationen mehrmals hintereinander. Als ich T. davon später erzählte, mussten wir ob der tragischen Komik lachen und ich im Anschluss weinen.

5: "Es geht im Leben um unerfüllte Sehnsüchte!" (Klinikerkenntnis).

6: vgl. Artikel vom 8.11.
Bürde: schwere Traglast; Joch; Mühe, Kummer; eine Last auf sich nehmen/ das Joch für jmd. tragen;
... der trage des anderen Last... (erinnertes Bibelzitat).
Wäre ich Christin, so könnte ich es als Zeichen von Liebe sehen, dass sich Christen beim Tragen der Bürde beistehen... "Geteiltes Leid ist halbes Leid"... (T.: "Kommt auf den Zusammenhang an!"). Nach Nietzsche: "Durch Mitleid leiden zwei." (Mitleid ist ohnehin falsch. Mitgefühl ist der Weg!)

7: vgl. Artikel "Immer alles zuviel" mit Verweis auf Johnston.