Klappe Schätzchen!

Zeichenzitat eines Filmplakates. Zelig von 1983 zeigt Allen als menschliches Chamäleon, das sich aus Unsicherheit gegenüber anderen Leuten mental und physisch an die jeweilige Umgebung anpasst. So gibt er z.B. einem Indianerhäuptling die Hand und wird in dem Moment selbst zum Indianer. Für mich war der Film wie eine bittere Erkenntnis, obwohl er wahnsinnig komisch ist. Ich dachte: "Ich bin wie Zelig!"

Das Hirn ist schon ein Seltsames und nicht leicht zu bezähmen (1). Es ist verantwortlich für soviele Blüten und absurde Vorstellungen und verselbstständigt sich auf unterschiedliche Art und Weise (2): So schrieb mir eine Krankenschwester in der Klinik ein Schild mit der Aufschrift Klappe Schätzchen! , das mich davor bewahren sollte, nach dem Heraustreten aus dem Behandlungszimmer, in das ich wegen seelischer Nöte gekommen war, in meine Mercutiorolle zu verfallen und auf alle und alles im Außen zu reagieren. Das Schild hing bis vor Kurzem an unserer Haustür. Im Wohnprojekt war ich nämlich vor meinem Klinikaufenthalt immer und ständig als Mercutio unterwegs und zwar indem ich inmitten des Dorfes auf einer Drehscheibe stand und mich jedem/jeder fröhlich zuwandte. War ich am Anfang des Dorfeingangs bis zum Eingang unseres Hauses z.B. drei Leuten begegnet, war ich manchmal klitschnassgeschwitzt und anschließend vollkommen erschöpft. Ich hatte mich „veräußert“, so meine treffende Formulierung.

Manchmal tappe ich leider noch in die Falle, so wie vorgestern, als ich während einer Begegnung  – leicht verunsichert – lustig englisch daherreden wollte und nur radebrach (schönes Wort!), mich wieder zähmte und ernsthaft, in einer völlig anderen Stimmfarbe sprach, mich im Verlauf des Gesprächs mehrfach von Außen beobachtete, häufig Witze machte. Zwar hing mir mein aktuelles Kommunikationsverhalten noch nach, aber die Erschöpfung blieb glücklicherweise aus. Es war mir eher stellenweise peinlich. Je nun (3).

1: Vgl.: Artikel vom 22.10.15. Siehe Thematik u.a. auch am 15.9.16, 6.2.17, 12.2.17. 
Johnstones Den Geist beruhigen beschäftigt sich eingehend mit dem Hirn und unseren Gedanken. "Das Gehirn hält einfach nie die Klappe!" (ebd.)

2: Interessant im Zusammenhang mit all dem, was das Hirn vermag, ist auch die Tatsache, dass es während meines Klinikaufenthaltes aufgrund der permanenten psychischen Arbeit für die Auszerrung meines Körpers verantwortlich war. 

3: Eine mehrfach ausgezeichnete Comedyserie Mein Leben & Ich, 2001-2007, zeigte in Zeichentricksequenzen, was die Protagonistin in bestimmten Situationen dachte und fühlte oder am liebsten getan hätte. So am I.